Moderne Formen der Zeitarbeit

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1. Interim Management

Interim Management Während in der „herkömmlichen“ Form der Zeitarbeit die Überlassung der Arbeitskraft im Mittelpunkt steht, spielt diese beim Interim Management nur eine untergeordnete Rolle. Interim Manager sind meist Freiberufler bzw. Freie Mitarbeiter einer Management- Dienstleistungs-Gesellschaft. Die weiteren Merkmale der Zeitarbeit finden sich aber auch hier wieder: zeitlich befristete Tätigkeit, in einem fremden Unternehmen, zur Erbringung einer Dienstleistung, gegen Entgelt.

Interim Management ist die zeitlich befristete Wahrnehmung einer klar definierten Führungsaufgabe. Dabei werden vorwiegend Projekte zur Veränderung von betrieblichen Prozessen durchgeführt, für die der Interim Manager Verantwortung trägt. Nach Umsetzung der projektspezifischen Aufgaben ist seine Mission in der Regel erfüllt und er verlässt das Unternehmen wieder.

Der Interim Manager verfügt über etwas, was im Unternehmen nicht ausreichend vorhanden ist: Spezialwissen, Führungserfahrung, etc. und er ist verfügbar,– räumlich und zeitlich. Er ist auf Veränderungsprozesse und auf Analysetätigkeiten spezialisiert und erkennt bereits nach kurzer Zeit, was wie zu tun ist. Auf der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen liegt hiernach das Hauptaugenmerk. Interim Manager sind in erster Linie Pragmatiker, die optimale Lösungen in kürzest möglicher Zeit anstreben.

Das Interim Management unterliegt nicht den rechtlichen Vorschriften des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes. Wie bereits oben erwähnt, sind Interim Manager keine angestellten Arbeitnehmer, die überlassen werden. Sie sind Freiberufler.

Die Motivation beider Seiten dürfte das überwiegende Erfolgsrezept des Interim Managements sein. Auf der einen Seite das Kundenunternehmen, welches für professionelle Projektarbeit unter Zeitdruck bereit ist, das in der Regel hohe Honorar zu zahlen. Auf der anderen Seite der Interim Manager, der ständig neue Herausforderungen sucht und dessen Ruf und Auftragslage von der Qualität seiner Leistung abhängig ist.

In diesem Sondergebiet der Zeitarbeit kommt es zunehmend zu Spezialisierungen. Gleichzeitig entstehen große Management-Gesellschaften, die hoch spezialisierte Dienstleistungen am Markt anbieten. Die Erbringung der Dienste erfolgt durch freie Interim Manager, die der Gesellschaft hiernach sog. Vermittlungsprovisionen schulden.

Die Honorare der Interim Manager können natürlich nicht mit herkömmlichen Verdiensten in der Zeitarbeit verglichen werden. Dafür sind die erbrachten Leistungen zu komplex und exklusiv. Darüber hinaus ist es ja auch kein Angestelltenverhältnis, d.h., soziale und wirtschaftliche Absicherung muss der Interim Manager komplett allein übernehmen.

2. Outsourcing

Das Outsourcing beschreibt den Prozess der Auslagerung von Teilbereichen eines Unternehmens, die Verlagerung von notwendigen Begleitprozessen auf Zulieferer. Outsourcing führt damit zu einer Verkürzung der Wertschöpfungskette bzw. der Leistungstiefe des Unternehmens.

Durch die Inanspruchnahme qualifizierter, spezialisierter Dienstleister für Teilprozesse, werden die Produktions-, Entwicklungs-, aber auch Dienstleistungsgemeinkosten des Unternehmens reduziert. Das Unternehmen kann sich auf die Kernaktivitäten konzentrieren. Damit werden Kostenvorteile realisiert und die eigene operative und eigene strategische Marktposition verbessert. Aber nicht nur finanzielle Aspekte spielen eine Rolle, sondern auch aus Gründen der Sicherheit oder von mangelndem Know-how werden Aufgaben an kompetente Dritte übergeben.  Begleitet wird das Outsourcing oft von personellen Veränderungsprozessen im Unternehmen. Diese Prozesse sind allerdings nicht das eigentliche Ziel. Vielmehr soll die Auslagerung bestimmter Teilbereiche die Spezialisierung fördern und die Kosten straffen.

Allerdings begünstigte die teilweise Freisetzung von Personal die Qualität der nun entstandenen Dienstleister. Dort fand sich oft dieses Personal wieder und konnte seine Expertise einbringen.

Viele Personaldienstleister haben sich deshalb in den vergangenen Jahren auf das Geschäftsfeld des Outsourcing konzentriert und bieten, je nach Schwerpunktbereich, hochspezialisierte Dienstleistungsprozesse an. Oftmals wurde das freigesetzte Personal bei Personaldienstleistern mit offenen Armen empfangen, da man dieses für das Geschäftsfeld des Outsourcing dringend benötigt.

Ursprünglich war Outsourcing ein klassisches Feld der IT. Vor allem die Datenverarbeitungsprozesse wurden an externe Dienstleister vergeben. Heute werden Teilprozesse aller Art ausgelagert und spezialisierten Dienstleistern überlassen. Dabei wird auch der Prozess des Outsourcing zunehmend globaler, was allerdings auch zu gravierenden Abhängigkeiten und Imageproblemen führen kann (Billiglohnländer).

Die Entwicklung dürfte noch lange nicht abgeschlossen sein, da die Vorteile der Auslagerung von Neben-bzw. Begleitprozessen die Nachteile bei weitem überwiegen. Schon heute haben sich innovative Personaldienstleister auf z.B. ingenieurtechnische Dienstleistungen im Telekommunikationsbereich spezialisiert, die komplexe Bereiche völlig selbständig für verschiedenste Kunden übernehmen.

3. On-Site Management

Der Begriff „On-Site Management“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Vor-Ort-Management“. Diese Dienstleistung ist vor allem für Unternehmen interessant, die einen hohen Bedarf an Zeit-Arbeitskräften haben. Das Management von Zeitarbeitnehmern im weitesten Sinne gehört in der Regel nicht zu den Kernkompetenzen des Kunden, sondern ist die Kernkompetenz des Zeitarbeitsunternehmens.  Beim On-Site Management wird der Kunde in Sachen Personalarbeit durch ein umfangreiches Leistungsspektrum unterstützt: Von der Beratung und Planung, über Bedarfsermittlung und Recruiting, der Einarbeitung und Integration der Mitarbeiter in das Unternehmen bis hin zur gesamten organisatorischen und administrativen Abwicklung. Als Begleiter und Ansprechpartner steht dem Kunden dabei ein On-Site Manager zur Seite, meist direkt im Betrieb des Kundenunternehmens. Dieser übernimmt die Koordination und Betreuung aller eingesetzten Zeitarbeitnehmer, analysiert die Arbeitsabläufe und ermittelt zusätzliche Optimierungspotenziale.

In der Regel pflegt das Kundenunternehmen Geschäftsbeziehungen zu mehreren Personaldienstleistern (Zeitarbeitsunternehmen). Beim On-Site Management tritt nur noch ein Personaldienstleister (Zeitarbeitsunternehmen) als On-Site Manager auf, der alle anderen Personaldienstleister/Zeitarbeitsunternehmen (Co-Lieferanten) koordiniert.

Der On-Site Manager vor Ort sorgt für einen reibungslosen Ablauf und damit auch für schnelle Reaktionszeiten und kurze Wege. Durch die Übernahme aller organisatorischen und administrativen Aufgaben entlastet der On-Site Manager das Kundenunternehmen und ermöglicht somit einen effizienteren Einsatz seiner Mitarbeiter. Dies führt zu einer Erhöhung der Produktivität bei gleichzeitiger Kostenreduzierung.

Das umfassende Know-How des On-Site Managers gewährleistet die optimale Betreuung vor Ort und eine reibungslose Einarbeitung der Zeitarbeitskräfte ins Unternehmen. Die Auswahl geeigneter Arbeitskräfte auf die zu besetzenden Stellen erfolgt dabei aus dem Mitarbeiter-Pool des On-Site Managers und der Co-Lieferanten. Bei krankheitsbedingtem Ausfall, Nichteignung oder Mehrbedarf an Zeitarbeitskräften, kann hier sofort und kompetent reagiert werden.

Das Kundenunternehmen erhält damit nicht nur die bloße Arbeitskraft des Zeitarbeitnehmers, es erhält eine Komplexdienstleistung für den Einsatz von Zeitarbeitspersonal.