Erntehelfer wieder heiß begehrt

Erntehelfer wieder heiß begehrt

Erntehelfer wieder heiß begehrt

Deutschland verliert in vielen Wirtschaftsbereichen seine über Jahrzehnte hinweg gewachsene Innovationskraft. Vieles im Land ist nur noch Mittelmaß, wenn es überhaupt noch dazu reicht. Dabei sollte doch längst der große Ruck auf den noch größeren Wumms folgen. Ein zweites Wirtschaftswunder wurde prognostiziert. Doch auch das ist bisher ausgeblieben. Wohl deshalb bleiben die so heiß begehrten Fachkräfte aus anderen Staaten lieber weg und suchen ihr Glück woanders. Beste Gelegenheit, um hierzulande die eigenen Reserven endlich zu aktivieren. Immer größer ist in der letzten Zeit das Potenzial geworden, was ungenutzt verschwendet wird. Das beginnt bei einer nicht funktionierenden, bedarfsgerechten Berufsorientierung junger Menschen und führt letztlich oft zu lebenslangen Karrieren im Parallelsystem des sogenannten Bürgergeldes. Da fehlen auf der einen Seite immer mehr Fachkräfte, auf der anderen Seite verwalten wir immer noch mehrere Millionen Arbeitslose pro Jahr. Das alles passt nicht zusammen, doch es ist für viele sehr bequem geworden. Diese Mentalität zeigt sich wiederholt bei der Thematik der Erntehelfer.

Die helfenden Hände auf den Feldern sind schon immer unverzichtbar, wenn Spargel gestochen, Erdbeeren gepflückt und auch die übrige Ernte schnell und trocken eingebracht werden soll. Deutsche Saisonkräfte waren dabei in den letzten Jahren sehr rar gesät am Markt der Freiwilligen. Warum sich so wenige Deutsche als Saisonkräfte anbieten, kann wohl auch nur an der gewachsenen Zufriedenheit mit dem eigenen IST-Zustand liegen. Die überwiegende Mehrzahl der Erntehelfer kommt seit langem schon aus dem Ausland. Zuletzt arbeiteten etwa 300.000 Menschen als Saisonarbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft. Rund 95 Prozent von ihnen kamen aus Polen, Rumänien, Litauen, Bulgarien, der Ukraine und  Staaten des westlichen Balkans.

Viele Erntehelfer fehlen kriegsbedingt

Die Einreise vor allem von Männern aus der Ukraine dürfte auch in diesem Jahr komplett ausfallen. Dort sind alle männlichen Bürger zum Dienst an der Waffe verpflichtet worden. Ob die bisher verlässlichen Kräfte aus Polen, Rumänien und anderen Staaten Osteuropas wieder zahlenmäßig in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, das bleibt abzuwarten. Keinesfalls warten können natürlich die Bauern mit ihrer Ernte. Alles was nicht rechtzeitig eingebracht wird, das bleibt unwiederbringlich verloren. Die Effekte wären auch hier gravierend, für die Versorgung, den Handel und natürlich auch und vor allem für die Landwirtschaft.

Dabei waren schon die Pandemie-Jahre äußerst kompliziert. Der Aufwand zur Sicherstellung einer ausreichenden Erntehelfer-Anzahl verursachte schon da erhebliche Kopfschmerzen und war nur mit erheblichem Zusatzaufwand möglich geworden. Die Bauern machen schon lange auf die missliche Lage aufmerksam. Allein politische Entscheidungen, die Verlässlichkeit in sich tragen, lassen weiter auf sich warten.

Verdienst als interessante Option 

Die Zeit drängt. Beste Gelegenheit also, statt des häuslichen Abwartens auf bessere Zeiten, sich auf dem Acker als Erntehelfer zu verdingen. Die Verdienstmöglichkeiten sind durchaus interessant. Ist doch der Mindestlohn auch auf den Feldern längst angekommen. Das verspricht einen ordentlichen Verdienst pro geleisteter Arbeitsstunde. 

Der sinnvolle Zeitvertreib als Erntehelfer ist natürlich auch für Schüler, Studenten und Arbeitslose interessant. Entscheidend dafür, dass die Beschäftigung als geringfügig gilt, ist ihre begrenzte Dauer. Sie darf nicht länger als 3 Monate am Stück oder insgesamt mehr als 70 Arbeitstage pro Kalenderjahr umfassen. Die Kurzfristigkeit ist das wesentliche Merkmal der Saisonarbeit. Anders als beim herkömmlichen Minijob ist es unerheblich, wie hoch der Verdienst insgesamt ausfällt.

Fairness auf beiden Seiten erleichtert die Arbeit

Der Landwirt muss sich auf die Kräfte verlassen können, die sich bei ihm zur Ernte melden. Dazu gehören ohne Zweifel Pünktlichkeit und Leistungsbereitschaft. Das Abhängen auf dem Acker gegen Geld wird dem sicher nicht gerecht.

Auf der anderen Seite muss auch der Landwirt vernünftige Voraussetzungen bieten. Nicht alles, was den Polen und Rumänen in den letzten Jahren da teilweise zugemutet worden ist, lässt sich ein hiesiger Helfer bieten.

Auch war es üblich geworden, dass die Aufwendungen für Kost und Logis mit dem geschuldeten Entgelt für die Erntehelfer gleich verrechnet werden. Oft wurde auch die Mindestlohngrenze erst erreicht, wenn man diese Kosten auf den Verdienst angerechnet hatte. Die Zoll-Praxis gestattet derlei Verrechnung, obwohl das rechtlich noch umstritten und auch noch nicht höchstrichterlich entschieden ist. Solche Praxis-Tricks sind momentan aber sicher weniger hilfreich.

Um überhaupt Kosten für Unterkunft und Verpflegung in Ansatz bringen zu können, müssten diese ohnehin anerkannten Qualitätskriterien entsprechen. Das war in der Vergangenheit nicht immer und überall der Fall.

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Fairness in der Saisonarbeit könnte ein gutes Beispiel sein. Für die Ernte, die Versorgung und für alle Beteiligten wäre es insgesamt eine Erfolgsgeschichte. Dass sich die Arbeit auf dem Feld nun auch für Deutsche lohnen sollte, muss sich aber noch schleunigst herumsprechen.

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Bild von Anrita auf Pixabay