
Berufe mit kurzer Ausbildungsdauer als Chance
Träume sind wichtig, gerade wenn man jung ist. Doch entgegen vieler Prophezeiungen, von allein erfüllen sie sich meist nicht. Man muss also etwas tun für sein Glück. Das sagt sich manchmal so leicht, denn nicht jede Anstrengung führt auch zum Erfolg. Das merken beispielsweise viele Schulabgänger, wenn sie die Bewerbungen für ihre Traumberufe versenden. Diverse Absagen bringen auch das letzte Quäntchen Hoffnung schnell zum Versiegen. Doch auch dann muss man nicht den Kopf in den Sand stecken und schon alle Träume gleich begraben. Es gibt eine mögliche Rettung in der Not: Berufe mit kurzer Ausbildungsdauer.
In der Regel ist die Ausbildungsdauer im Rahmen der dualen Berufsausbildung recht lang.
Sie dauert drei oder sogar dreieinhalb Jahre und gliedert sich in Theorie und Praxis. Dabei ist der theoretische Anteil relativ umfangreich, was bei vielen Jugendlichen nicht gerade Euphorie auslöst. Einige haben noch ihre Schwierigkeiten während der Schullaufbahn vor Augen und sehen die theoretische Berufsausbildung mit eher gemischten Gefühlen. Das Versagen im Theorieteil ist deshalb auch der klar überwiegende Grund für die große Zahl der Ausbildungsabbrüche. Für viele Ausbildungsbetriebe steht schon bei der Auswahl ihrer zukünftigen Lehrlinge auch oft das theoretische Leistungsvermögen über allem, so dass Schulabgänger mit schlechteren Abschlüssen eher schlechte Karten haben.
Dabei gibt es im System der dualen Berufsausbildung auch viele verschiedene Möglichkeiten, Berufe mit stark verringertem Theorieteil zu erlernen.
Der durchaus positive Nebeneffekt ist dabei, dass die Ausbildungsdauer sich insgesamt verkürzt. So lassen sich anerkannte Berufsabschlüsse in 2 Jahren komplett absolvieren, teilweise sogar in 18 Monaten. Dabei sind dies keinesfalls minderwertige Berufe oder gar nur Ausbildungen, die zu Hilfsjobs gereichen. Alle Berufe mit kurzer Ausbildungsdauer haben ihre Notwendigkeit und ihre Existenzberechtigung im Bedarf der Wirtschaft. Von den Kritikern dieser Ausbildungsmöglichkeiten will wohl niemand ernsthaft behaupten, Berufe in der Pflege, Industrieelektriker, Verkäuferinnen, Tiefbaufacharbeiter oder weitere Berufsbilder hätten in der Wirtschaft keine Perspektiven. Die Ausbildungen sind durchaus anspruchsvoll und bedürfen vollen Einsatz, wobei aber das Erlernen in der Praxis deutlich überwiegt.
Das steigert nicht nur die Motivation der Lehrlinge dieser Ausbildungsberufe, es ermöglicht ihnen vielfach auch erst den Weg, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Die Erfolgserlebnisse, die vor allem praktisch orientierte Jugendliche in dieser Ausbildungsform erfahren, vermitteln Selbstvertrauen in das eigene Können. Viele erfahren erst hier die Anerkennung, die ihnen im Schulalltag viel zu oft versagt blieb. Daraus lässt sich auch der weitere berufliche Weg planen. Wer die Berufsausbildung in einem theorieverkürzten Ausbildungsgang erfolgreich absolviert hat, kann in vielen Fällen eine weitere Ausbildung anhängen. Diese führt zu einem weiteren anerkannten Berufsabschluss innerhalb der Branche, wobei die erste Ausbildung zeitlich komplett berücksichtigt wird.
So lassen sich Berufsziele erreichen, die nach Abschluss der Schule schier unerreichbar waren.
Diese zweite Ausbildung kann unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne entsprechenden Ausbildungsbetrieb und Ausbildungsvertrag erfolgen. Zuständig sind die jeweiligen Prüfungsausschüsse der IHK bzw. der Handwerkskammer. Es ist auch nicht zwingend erforderlich, den zweiten Ausbildungswunsch gleich im Anschluss zu absolvieren. Wer erst ein paar Jahre Praxiserfahrung in dem Erstberuf sammeln will, kann dies ohne Nachteile tun.