Risiken beim Wechsel aus der Festanstellung

Risiken beim Wechsel aus der Festanstellung

Sich beruflich neu zu orientieren, neue Herausforderungen zu suchen oder einfach den Arbeitgeber zu wechseln – Intentionen des Neuanfangs gibt es heute viele. Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber, mangelnde Perspektiven, ein vielerorts wachsender Bedarf an motivierten Fachkräften und eine sich rasant wandelnde Arbeitswelt verlocken geradezu, über einen Wechsel nachzudenken. Auch und gerade aus einer Festanstellung. Ein ganzes Berufsleben an ein und demselben Arbeitsplatz wird immer seltener.

Kandidaten, die sich aus einer Festanstellung heraus auf einen neuen Job bewerben, haben in der Regel deutlich bessere Karten als ihre arbeitslosen Konkurrenten. Sie sind an feste Rhythmen gewöhnt, halten ihr Können und ihre Kenntnisse täglich abrufbereit, sie vermitteln schlicht die Sicherheit, dass sie sich nahtlos einfügen könnten. Das ist ein gewaltiges Pfund, mit dem es sich gut verhandeln lässt, sei es über das Gehalt oder begehrte Zusatzleistungen.

Allerdings birgt diese Ausgangslage auch Risiken, die man nicht vernachlässigen sollte.

Besonders dann, wenn man sich längere Zeit nicht bewerben musste, sind Recherchen zu realistischen Konditionen unabdingbar. Den eigenen Marktwert falsch einzuschätzen, das käme gar nicht gut an. Für viele Unternehmen ist es auch von großer Bedeutung, dass man möglichst schnell mit dem neuen Mitarbeiter rechnen kann. Deshalb ist die genaue Kenntnis der eigenen Kündigungsfrist wichtig. Allerdings sollte man nicht schon eine mündliche Zusage zum Anlass nehmen, um beim bisherigen Arbeitgeber zu kündigen. Nur was man schwarz auf weiß besitzt, das kann einem auch Sicherheit vermitteln.

Unbedingt zu vermeiden sind allzu offenherzige Darstellungen zur bisherigen Festanstellung. Weder negative Details über Chefs und Mitarbeiter noch betriebliche Interna haben etwas im Bewerbungsverfahren verloren. Derlei Indiskretionen könnten nicht nur juristische Probleme mit dem bisherigen Arbeitnehmer heraufbeschwören. Vor allem wird sich der neue Chef vor derartiger Geschwätzigkeit gewarnt sehen und eine fast sicher geglaubte Beschäftigung eventuell noch einmal in Frage stellen.

Danach ist es dann Zeit für eine Kultur des Abschieds aus der bisherigen Festanstellung.

Man sollte immer versuchen, im Guten auseinanderzugehen, alle Dinge abzuschließen und zu ordnen. Dann bleibt man in angenehmer Erinnerung und muss spätere berufliche Begegnungen nicht fürchten. Manchmal sieht man sich tatsächlich zweimal im Leben. Bei aller Zukunftsplanung darf nicht vergessen werden, dass beim Wechsel aus einer Festanstellung in der Regel Sicherheiten aufgegeben werden. Arbeitsplatz und Arbeitgeber sind bekannt und erprobt, das Einkommen war auskömmlich und regelmäßig. Bei einem Arbeitgeberwechsel beginnt die Prozedur von vorn. Man ist vor allem auch wieder kündbar, während der ersten sechs Monate, unabhängig von der Länge der Probezeit, ohne Nennung von Gründen.

Um möglichst viele Unwägbarkeiten und Risiken zu minimieren, bieten sich persönliche Netzwerke vorzüglich zur neuen Jobsuche an. Empfehlungen sind oft Gold wert. Wichtig bleibt schlussendlich, dass der derzeitige Arbeitgeber vorerst nichts von den Bewerbungsaktivitäten erfahren sollte. Daher sind soziale Netzwerke für dieses Thema gänzlich ungeeignet. Bei der Bewerbung  über Berater sollte man mit einem sogenannten Sperrvermerk zum Ausdruck bringen, an wen die Bewerbungsunterlagen auf keinen Fall  weitergeleitet werden sollen.

Aktueller Lese-Tipp:

KITA-Platz trotz Elterngeld – Typische Probleme aus dem Zusammenspiel von Job, Gesundheit und Familie, Verlag Kaste & Sohn, ISBN: 978-3-9821632-1-5, überall im Buchhandel erhältlich

Bildquelle: TheDigitalArtist – bit.ly/2VGyjln